Samstag, 9. Februar 2013

THE LAST STAND (2013) - Review



Nach all dem Gezedere um gekürzte und ungekürzte Fassungen hatte ich endlich das Glück THE LAST STAND ordentlich ungekürzt im Kino sehen zu können. Hier nun also meine Meinung zum Film:


Kim Jee-Woon's US-Debüt und gleichzeitig designierter Schwarzenegger-Comeback-Film. Was die meisten Zuschauer von diesem Werk erwartet haben, war eine Rückkehr zur Old-School-Action - etwas wonach alle schreien, aber es sich höchstens in augenzwinkernd-ironisch-trashiger Form alà EXPENDABLES vorstellen können.

Kein Wunder also, dass LAST STAND dann doch nich so gut ankam. Denn LAST STAND verzichtet dankenswerterweise auf den Meta-Humor der EXPENDABLES-Reihe (besonders Teil 2), die den angestrebten Oldschool-Faktor auf ihre Art eher unter Wert verkauften. Dabei ist das Drehbuch von Andrew Knauer auch hier recht simpel und zweckmäßig, große Tiefe lässt es nicht zu - es bedient sich einer Storyline, die in den 90ern schon als normaler Actioner hätte durchgehen können, allerdings auch mit großen Anleihen an das Western-Genre - ein Faktor, den Kim Jee-Woon zu seinem Vorteil nutzt und entsprechend starke Momente daraus inszenieren kann (inkl. einem Soundtrack, der schon ein bisschen Morricone sein will).

Anfangs weiß man allerdings noch nicht so recht, wie warm man zum Streifen wird, in den Ton des Films muss man sich erstmal reinfinden - irgendwie merkwürdig unaufgeregt, aber geschmackssicher wirkt da z.B. die erste größere Actionsequenz, die Flucht des Gangsters Cortez aus den Fängen des FBI. Sobald er aber mit seiner Corvette in die Nacht entschwindet und Straßensperren wegputzt wie ein blitzschnelles Messer, kommt Woon's audiovisuell-versiertes Talent zum Vorschein. Im selben Zeitraum wird der erste Mord der Henchmen Cortez' in Arnie's Stadt vom Sheriffs Department investigiert und hier merkt man schon ein düsteres Unbehagen im Stile I SAW THE DEVIL's (dank des selben Cinematographers auch gut möglich), welches man von den Trailern nicht allzu sehr erwartet hätte - eine willkommene Stilfestlegung, die sich schließlich in der ersten Konfrontation des Bösen mit Sheriff Schwarzenegger zu einem würdevoll-heldenhaften Moment aufbaut.

Da aber *SPOILER* einer seiner Deputies im Kugelhagel stirbt *SPOILER ENDE* gibt es anders als üblich im neumodernen Action-Revival-Genre keine Zeit zum Wisecracken und One-Liner-Reißen. Hier wird um den gefallenen Freund getrauert und geschworen, diese Gangster aus Ehre aufzuhalten. In diesen Szenen sticht die Ehrerbietung am Western-Mythos am stärksten heraus und man ist geradezu verzückt, wie ernst und würdevoll sich diesem ehrfürchtigen Männerthemen gewidmet wird - allen voran wird dies durch Schwarzenegger deutlich, der in diesem Film nicht so sehr die Coolness (bis hin zur Witzfigur) raushängen lässt, wie man es hätte befürchten können, sondern tatsächlich angemessen ernste Nuancen in sein Spiel einbringen kann, wie man es von einem Sheriff erwartet (der hier sowieso deutlich an John Wayne angelehnt wurde).

Schließlich kommt es dann auch zu einem ordentlichen High-Noon, der in seiner inszenatorischen und narrativen Konzentration & Zielsicherheit wirklich befriedigend ist, auch wenn viele "Actionfans" eine ultrawilde Schlacht im Stile der EXPENDABLES 2-Eingangssequenz erwartet haben - was nicht heißt, dass Johnny Knoxville & Co. als Comic-Relief nicht genug unschuldigen Humor darzubieten und Woon nicht gerade sparsam mit den Blutbeuteln umgeht (sogar größtenteils echte squibs! - gut dass die 18er-Fassung doch noch fürs Kino durchgeboxt wurde, gekürzt möchte ich ihn mir nicht vorstellen).

Die Action und das ganze Handling der Story wirken dennoch insgesamt eleganter, zwar auch modern, aber trotzdem klarer, überlegter als es jeder EXPENDABLE schaffen würde. Und vor allem würdevoller, was den Umgang mit einem Charakterdarsteller wie Schwarzenegger betrifft - und genau das zählt am Ende des Tages - also Comeback gelungen? Ja! (nur nicht an den Kassen, schade drum - aber hat sich trotzdem gelohnt)