Donnerstag, 19. September 2013
Ein Rückblick auf nicht ganz so tolle "Blockbuster" des Sommers 2013
THE WOLVERINE - Meh...
Wobei die Flashbacks zu Nagasaki die stärksten Szenen waren und für einen eigenen, besseren Film getaugt hätten (mit Logan im 2. Weltkrieg, z.B. gut möglich wäre: erst kämpft er gegen die Japaner, dann hilft er Ihnen nach dem Einschlag der Atombomben und kämpft gegen Mutanten, die daraus entstanden sind :P). Und in der 2. Hälfte gibt's ein paar echt gute Momente (die Operation am eigenen Leib; der Kampf mit den Ninjas und deren Pfeil-Orgie z.B.), aber dann...dieses Finale...mit der nervigen Viper und dem trashigstem Twist seit langem.
Dabei verlangt der Film zudem fortwährend, dass man ihn ernst nimmt, mit aufgesetzter noch-nich-ganz-R-Gewalt, willkürlich-einsetzenden Jean-Grey-Traumsequenzen und recht bemühten Anlehnungen an Clint Eastwood und Western (Mundharmonika im Soundtrack, sowie die Morriconeske Abspannmusik - wir kapieren's ja...). Vergisst aber dabei, eine Geschichte über 08/15-Klischee-Actioner-Niveau, mit vielleicht mal interessanten Charakteren, zu erzählen.
Aber ja bloß keine Experimente wagen, schließlich muss ja mit der Mid-Credits-Sequenz auch noch X-Men: Days-of-Future-Past eingeführt werden.
Letztendlich dennoch besser als "X-Men Origins: Wolverine"...auch wenn es Mangold deutlich besser könnte.
ELYSIUM - Ui, war das ein holpriger Ritt...
Blomkamp verblockbusterisiert sich mit ELYSIUM nun vollends und packt in seine inzwischen obligatorische, hyperdetaillierte und sau-schön-(dreckig)-gestaltete Südafrika-Dystopie (diesmal als Kulisse fürs futuristische L.A.) leider nun auch noch Shakey-Cam und Instant-Epic-Mucke dazu - während schäbige Dubsteps, vereinzelte Splattereffekte, Roboter-Gags, standartisierte Dritte-Welt-Probleme und Sharlto Copley als abgefuckt-schrulliger Mercenary Kruger (mit Mittelfinger-Neurose) noch als eigentliche Seele des Films durchscheinen wollen, jedoch nur schwer gegen die hemmende Kommerzialität der Inszenierung ankommen können.
Da hat Damon als prophetischer Erlöser schon einen übermenschlichen Exo-Suit und matscht niemandem die Fresse platt, macht immer nur halben Rabatz mit den Schergen, die er dann immer wieder unbeholfen mit Gewehrsalven finished (zumal man dank des Kameragezitters und viel zu chaotischer Schnitte den meisten Actionszenen kaum folgen kann). Da wird ab und an immer noch mal Verhoeven-ige Satire versucht, die im überdramatisierten Stilkonstrukt absolut unstimmig wirkt und hilflos versandet - wie so ziemlich die gesamte erste Hälfte des Films. Welcher aber ab Eintritt des an Leukämie erkrankten Mädchens doch schon an Fahrt und Emotion gewinnt und im Verlauf sogar einigermaßen gut Tension aufbauen kann, die aber im annahenden Finale immer wieder durch inszenatorische Schwächen abgebremst wird - da scheint einfach durch, wie unerfahren der gute Blomkamp doch noch ist, trotz seiner wunderbaren Ideen: sein Drehbuch mag zwar einfältig und märchenhaft sein, aber unter einer bodenständigeren Umsetzung und ein bisschen mehr Feinarbeit im Auflösen einiger Situationen (wie lapidar unpointiert manche Plotpoints hineingeworfen werden; was manche wichtige Charaktere für einen unwirksamen Abgang serviert bekommen, etc.) hätte er durchaus viel mehr herausholen können.
Er hätte sogar den ganzen Film mit dem anarchisch-vulgären Killer-Kruger als Hauptprotagonisten erzählen können, der von der Präsenz her schon weit interessanter als Blue-Collar-Matt-Damon daherkommt. So bleibt einem aber doch nur eine stolprige, bemühte Sci-Fi-Erlöser-Action-Sause, die zwar durchweg unterhält, aber nur bedingt ins Herz dringt. Ich wünsche Blomkamp wieder mehr Glück bei seinem 30 Mio. $ Sci-Fi-Comedy-Projekt mit DIE ANTWOORD. Bis dahin...
KICK-ASS 2 - Ist KICK-ASS 2 eine selbstironische (verlogene) Parodie auf Versatzstücke des Comicfilmgenres bzw. auf sich selbst/Kick-Ass 1? Schließlich werden alle etablierten Elemente solcher Streifen so teilnahmslos, überhastet und platt-einfallslos abgehakt, dass man den Film ausschließlich durchweg nur belächeln kann (auch wenn man dem durchweg aufdringlichen Schimpfwörter-Humor damit zu sehr schmeicheln würde). Zudem wird immer und immer wieder aufgesagt, dass dies die "reale Welt mit realen Konsequenzen" sei, kurz bevor wieder irgendeine durchgeknallte Schlachtplatte abgezogen wird, wo Leute auf Knopfdruck kotzen/kacken, durch Adrenalin unzerstörbar und fix wie der Rote Blitz werden, etc. - Ist KICK-ASS 2 somit der KINDSKÖPFE 2 des Hero-Kinos?
Wunderbar unterstützt wird dies auch durch zerwackelte Actionszenen, furchtbare Greenscreen-Effekte, einem (bescheiden ausgedrückt) chaotischen Handlungsstrang & Spannungsbogen und einem noch kleineren Budget & Schauwerten als Teil 1. Zwischendurch wird sogar ein Coming-of-Age-Subplot für HITGIRL eingebaut, der innerhalb von wenigen Minuten ungewitzt MEAN GIRLS nacherzählt und High-School-Schülerinnen so übersimplistisch-cartoonhaft hormongetrieben und hinterfotzig präsentiert, dass man Mark Millar/Jeff Wadlow nicht gerade als beste Frauenversteher einordnen sollte.
Punkten kann der Film dann trotzdem mit seinem eigentlichen Fokus Chloë Moretz, die gewohnt gut dasteht, egal was sie macht, auch wenn sie hier deutlich unterfordert bleibt, wie eigentlich jeder im Ensemble. Selbst Jim Carrey, der noch eine gehörige Ladung Enthusiasmus und ausgespielte Eskapismus-Power mitbringt, wird immer nur recht kurz angeschnitten und scheidet sogar recht schnell aus der Handlung aus, die Platz machen muss für die mittelmäßig-motivierten Assi-Aktionen des MOTHERFUCKERS und seiner stereotypen Wrecking Crew. Ihr zynisch-sadistisches Treiben zeigt eigentlich den stilistischen Nukleus des Vorlagenautors Millar in seiner pursten Form, wird dann aber innerhalb weniger Augenblicke durch etliche "Reale Welt"-Peptalks weichgespült.
Vielleicht sollte das ja alles so von Adapteur Jeff Wadlow gedacht sein: "Ihr mögt Superheldenfilme? Fuck You." Und erwartet dann trotzdem von uns, dass man sich trotzdem gut unterhalten fühlt und eine Connection zu den Protagonisten halten kann. Wie packend kann so eine Farce allerdings sein? Jedenfalls nicht so viel wie beim ersten Teil - das soll schon was heißen.
R.I.P.D. - Was für eine öde Fantasy-Cop-Comedy. Schon recht unfassbar: der Schnitt ist rasant, die Kamera verspielt, die Effekte einigermaßen massiv, eine ganze Menge Action ist vorhanden und einige Schauspieler (who am I kidding: ausschließlich die Darstellerinnen) sind wach...und trotzdem kann einem nichts so sehr kackegal sein wie diese schlichtweg UNgezeichneten Charaktere und diese läppisch-formelhafte, witz-&-farblose Story (mit einem offenbar schier planfreien Bösewicht, dessen Motivation wie bei jeder Figur nimmer greifbar wird), dass man einfach nur wegdösen will.
Was war dennoch am Unterhaltsamsten? Sich vorzustellen, dass man einen Krimi-Film ausschließlich mit Nick & Roy's "Avataren", der Blondine und dem alten Chinesen (James Hong) erschaffen hätte - mag zwar auch albern sein, klingt aber nach weitaus mehr Spaß.
Ich rate ab (erst recht im O-ton - man versteht NICHTS von Jeff Bridges Akzent-Genuschel).
WHITE HOUSE DOWN - Der weitaus albernere White-House-Thriller-nach-Stirb-Langsam-Schema (fast 1:1 die Plotbeats diesmal) dieses Jahr - leider nicht ganz so albern, dass er das Fehlen der rabiaten Gewalt, des assig-magnetischen Hauptprotagonisten, der gar nicht mal so unwirksamen Tension und des überbordernd-verblendet-genüsslichen Patriotismus von OLYMPUS HAS FALLEN wett macht - dafür ist er einfach viel zu lang ausgewalzt und viel zu oft witzlos "ernst" gehalten.
Ausserdem sieht der 100 Mio. $-DOWN viel zu sauber und platt-hell-ausgeleuchtet aus, ironischerweise mit beinahe ebenso klobigen CGI-Effekten (die Explosionen!) wie sein 30 Mio. $-Pendant FALLEN (welcher zudem inhaltlich und auch actiontechnisch weit mehr Abwechslung, Gefahr und Grit ablieferte).
Aber wenn WHITE HOUSE DOWN mal albern ist, dann aber mit naiv-bombastischer Chuzpe - was z.B. die neunmalkluge Tochter Tatums (Talia Al Ghul (jung) aus TDKR) da als THE ROCK-Hommage im Finale abzieht: phänomenal - Gyllenhall-Glubschaugen-Parade, keifende alte Säcke und ganz viel schlechtes Greenscreening inkl.
Fast empfehlenswertes Sommer-Quatsch-Kino - fast, weil es sein eigenes Eskapismus-Potenzial nur bedingt ausspielt und mit Blood&Gore weit effektiver gewirkt hätte, stattdessen allzu viele "dramatische" Genrestandarts uninteressiert-pflichterfüllend abfertigt. Zum herzlichen Auslachen dennoch gut geeignet!
THE WORLD'S END - Also, der Film ist durchgehend unterhaltsam und die Schauspieler geben allesamt ihr Bestes. ABER 'The World's End' fühlt sich eher wie ein Statement an, anstatt eine echt spaßige Komödie zu sein.
Wright und Pegg sahen es nach dem massiven Fan-Input wohl als ihre Pflicht an, die potenziellen One-Shots SHAUN OF THE DEAD & HOT FUZZ zu einer konzeptionellen Trilogie verschmelzen zu lassen. Und so kommt es, dass END vor sovielen Anspielungen an die vorangegangenen Werke strotzt, dass man ja nicht merken soll, wie bieder und formelhaft-vorhersehbar er, aus bemüht-verschleierter Ratlosigkeit heraus, tatsächlich inszeniert ist.
Lag sicherlich an Wright's Verbitterung über seinen SCOTT PILGRIM-Flop, dass er nun ein ganz klares Zeichen setzen wollte: Es ist nobler ein Original zu sein, Anti glattgebügeltes Hollywood, Anti-Reboot, Nostalgie & klassisch gestaltetes Kino FTW. Nun hab ich ja echt nichts gegen so eine Message an sich und finde deshalb den 3. Akt (der anders als der Restfilm nicht komplett durch die Trailer vorweggenommen wurde), der sich auf eben jene Message fokusiert und wirkungsvoll die durchweg etablierten Plotpoints zusammenflechtet, recht stark. Etablierte Erzählformeln an sich finde ich sowieso nicht schlimm, wenn der Inhalt dann trotzdem frisch und gewitzt bleibt.
Jedoch fand ich es recht ernüchternd, wie uninspiriert und bissfrei (immerhin im Gegensatz zu den Vorgängern erstmals ab 12) der Plot vorangetrieben wird - sowie die immer monotoner werdenden Kampfszenen - und wie gering die Gagdichte hier ist, als ob Wright ausversehen einen viel zu glattgebügelten Film hingezaubert hat, nur damit die Fans ja zufrieden sind.
So kommt es leider auch, dass das Herzstück einer jeden guten Komödie, die Charaktere, nicht mehr allzu liebenswert gestaltet sind und bar jeder Rationalität die Handlung des Films, die 12-Pubs-Tour, pflichtbewusst erfüllen müssen, weil sie es ja so schön haben wollen wie damals. Harte Sache natürlich, dass ihnen und den Filmemachern selbst dieser Wunsch beim besten Willen nicht erfüllt werden kann. Der Funke zündet leider nur noch schwach und hinterlässt leider einen recht bitteren, bemühten Nachgeschmack.
Aber der Gedanke zählt - nice try, boys...now go on with your life!
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