Mittwoch, 3. September 2014

TURTLE POWER: THE DEFINITIVE HISTORY OF THE TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES (2014) Review




Was kann man als Fan dieser langjährigen Marke von einer Dokumentation darüber eigentlich überhaupt erwarten? Wer bis hierhin nämlich den Turtles treu geblieben ist - und ehrlich gesagt, ist jene Angelegenheit hier für niemanden sonst gedacht -, würde doch vorallem eine Nostalgie-fokussierte Bestätigung für die Popularität des Ganzen aufnehmen wollen. Genauso läuft dann auch das Gebotene in gängigster Doku-Feature-Form ab, von der Origin der Comics über die Lizenzierung als Cartoons und Spielzeuge bis hin zu den Verfilmungen (Teil 1 im Mittelpunkt), weiteren Lizenz-Verkäufen, den Live-Shows und Hurrah-Meinungen enthusiastischer Nerds - alles umspannt von diesem allgegenwärtigen Pathos fürs Selling-Out, Kommerzialisieren und Bewerben, aus dem der weltweite Kult für vier grüne Mutanten entstand, eskapistische Fantasien anspornte und aus der Laune des Franchising heraus immer mehr irre Auswüchse der ursprünglich als kleines (und doch schon von Anfang an größer als die Konkurrenz gedruckten) Schwarz-Weiß-Comic gedachten Idee hervorbrachte.


Regisseur Randall Lobb setzt auf eine pure Erfolgsgeschichte, die ganz methodisch und kontinuierlich die Wege dorthin erklärt und seltene, doch ausnahmslos fröhliche Behind-the-Scenes-Einblicke gewährt. Eben eine gefällige Retrospektive, die dem Zuschauer die Talente hinter ihren Kindheitserinnerungen wie bei einer Convention ins Lampenlicht stellt und sie mit den Toys ihrer Charaktere spielen lässt - Weltbewegendes erfährt man natürlich nicht, doch das Wiedersehen muss reichen. Solche Segmente aber, die den Grundtenor des Films beherrschen, machen 'Turtle Power' zu einer ausgesprochen leeren Erfahrung, da der bekannten Chronologie der letzten Jahrzehnte größtenteils keinerlei neue Facette verliehen, nur eben gezeigt wird, wer alles mitgemacht hat (mit glattgebügelten Happy-Anekdoten schon schmieriger Marketingchefs) und dass so alles ziemlich problemlos geklappt hat (um das mal zu relativieren) - nicht gerade packend oder erhellend.


Erst, wenn's um die Verfilmung Steve Barrons aus dem Jahre 1990 geht, werden vorallem technische Hürden deutlich, die sogar mit Deleted Scenes und Outtakes beleuchtet werden, die man gerne auf der regulären Heimkino-Variante des Films begrüßt hätte - endlich mal ein bisschen Drama im ganzen Gefüge, aber wie wir alle wissen, ging es ja gut aus, die Sache wurde ein Hit. Aber bei all dem vergisst 'Turtle Power', wirklich an den Kern dahinter zu kommen, warum Kids und Erwachsene in der ganzen Welt überhaupt drauf angesprungen sind. Waren die Helden so außergewöhnlich im Look, funktionierte das Brüder-Bonding so ausgezeichnet-nachvollziehbar oder doch eher nur die Marketing-Kampagne? Lobb zeigt schlicht die glänzende Oberfläche, lediglich die Zusammenarbeit, Kameraderie und schließlich künstlerische Trennung der Erschaffer Eastman & Laird wird ab und an als wohlwollende Erinnerungen Geschäfts-schlauer und sympathischer Jungs geschildert.


Viel mehr haben sie aber offenbar nicht zu erzählen, außer von welchen Quellen sie sich inspiriert haben lassen, wie ernst sie trotz der Dusseligkeit der Ursprungsidee ihre Sache nahmen und wie überrascht sie über den Erfolg waren, obwohl sie natürlich durchweg am cleveren Verkauf des Konzepts arbeiteten. Was bleibt ist Ernüchterung, nicht weil man als Fan beim Einblick der Hintergründe desillusioniert wurde, sondern weil man trotz des ungehaltenen Zugangs nur das gesagt bekam, was man sich auch selbst zusammenreimen könnte, nur eben mit diesem kommerziell glatten, harmlosen Gloss (selbst ein Mittelfinger Eastmans im Archiv-Footage wird geblurrt) - recht erwartbar für so eine seit Jahrzehnten muhende Cashcow, immerhin ist 'Turtle Power' auch ein Tie-In für den neuen Turtles-Spielfilm von Jonathan Liebesmann, da ist ja Offenheit wohl schon von Vornherein verbannt. So eine nostalgische Verblendung könnte man ja noch verkraften, wenn die wirkliche Lust auf Turtlemania hier aber wenigstens richtig zelebriert werden und nicht stattdessen mit einem sentimentalen Popsong um Profundität betteln würde. Aber vielleicht habe ich auch nur zuviel als Fan erwartet, mehr zu bekommen als das, was ich schon längst alles weiß. Der Unterhaltungsfaktor kann hier also je nach Zuschauer variieren, aber es bleibt doch so oder so recht viel Luft nach oben übrig, wie auch immer die aussehen mag.


4/10


Als Bonus ein Mini-Screenshot aus dem Film vom Turtles-Kissen, das ich bis heute auch habe: