Freitag, 14. Februar 2014

DAS HERZ DER KÖNIGIN (1940) Review




Carl Froelich, ab 1939 Präsident der Reichsfilmkammer in Nazi-Deutschland, geht in diesem anti-britischen Kostümdrama schon zu Beginn in die Vollen, mit in Schönschrift verfassten Bücherseiten, welche die Geschichte um Maria Stuart und Elisabeth I. wie folgt zusammenfassen: "Die Königin von Schottland Maria Stuart hatte ihre Kindheit in Frankreich verbracht und war erst nach dem Tode ihrer Eltern in die Heimat zurückgekehrt, um den schottischen Thron zu besteigen. Die Königin Elisabeth von England aber verfolgte Maria Stuart mit Eifersucht und Hass. Sie versuchte, das schottische Volk durch Intrige und Bestechung gegen seine angestammte Herrscherin aufzuwiegeln..."

 
Fortan erleben wir das schicksalhaft-gnadenlose Tribunal der Maria Stuart und einen extensiven Rückblick darauf, wie sie in Schottland mit anfänglichen Schwierigkeiten Fuß fasste. Da kommt sie aus Frankreich rüber und schwärmt sodann als neue Herrscherin von ihrer 'Heimat': "Ich weiß, Schottland liebt mich nicht, aber ich liebe Schottland...die dunklen Berge, die weiten Täler, die Stimmen aus den Wäldern, der Wind im Meer. Es ist unser Land, wollen wir es nicht gemeinsam lieben?", woraufhin sich das Hofpersonal und die betont-patriotischen Offiziere ("Schottland braucht einen Schotten!") ergiebigst vor ihr niederknien. Viel platter kann man nicht auf die Blut & Boden-Tränendrüse drücken und dabei idealisierte Analogien zu Hitler's Machtergreifung ziehen - erst recht, als das Volk zur Ankunft seiner Regenten ausschließlich rechte Arme umherwedelt.


Ohnehin arbeitet der Film damit, den überbordenden Patriotismus der Schotten als Gleichnis für das deutsche Volk zu projizieren, während die imperialistischen Briten als diktatorisch-verräterische, einseitige Antagonisten wirken. Blanke Ironie macht sich dabei breit, wenden die Royalisten des britischen Königreichs hier doch Methoden und Mentalitäten an, die ganz harmonisch mit denen der Nazis einhergehen, ähnlich wie in Max W. Kimmichs (ein Schwager Goebbels) 'MEIN LEBEN FÜR IRLAND' (1941). "Die Regierung ihrer Majestät nimmt an dem unglücklichen Schicksal der Angeklagten aufrichtigen Anteil. Die Regierung ihrer Majestät ist jedoch entschlossen, auch in diesem Falle den Gesetzen ihrer traditionellen Politik zu folgen, der europäischen Moral zu dienen und die Macht des Königreichs zu stärken.", entscheidet da der oberste Staatsgerichtshof der Briten, während Königin Elisabeth mit scharf-rollendem R Hinrichtungen austeilt, sich kaltherzig über die Liebe Marias mockiert.

 
Nun könnte man als objektiver Zuschauer diese schnell-durchschaubare, lächerlich-propagandistische Ader außer Acht lassen (auch wenn dies aufgrund ihrer Aufdringlichkeit kaum möglich scheint) und 'DAS HERZ DER KÖNIGIN' als reines, klassisches Melodram mit feministischen Aussichten erfassen. Stil & Gestaltung geben da eine kurzweilige, wenn auch arg formelhafte Einheit ab und liefern einige spannend-ausgeleuchtete, stimmungsvolle Bilder (mein Favorit: die Nahaufnahmen von Lady Johanna), inkl. detailliertem Produktionsdesign. Dagegen wirkt allerdings gerade Zarah Leander in der Rolle der Maria Stuart als mittelschwere Fehlbesetzung, wirkt ihre Schauspielkunst hier doch unbeholfen, wenn auch sichtlich um Verschmitztheit bemüht und wird dabei stets vom Talent ihres charmanten Gegenspielers Willy Birgel und insbesondere von Lotte Koch an die Wand gespielt.


Addiert man dazu noch ihre befremdlich-eingestreuten und in der Konsequenz unfreiwillig komischen Gesangseinlagen, die inmitten des neblig-finsteren Ambientes mit schmalzigen Pomp die Stärke des Herzens besingen, bleibt die angestrebte Stärke schon halbwegs auf der Strecke. Sowieso verlässt der Film im Verlauf allmählich die Spannung seines historischen Kontext und konzentriert sich bloß auf die bedingt eindringlichen, weil oberflächlich konstruierten Liebesleiden der Maria Stuart - belangloser Kostümkitsch ist die ernüchternde Folge. Und dennoch kommt man nicht umhin, für ihre Figur oder besser gesagt für Zarah Leander Mitleid zu empfinden, so wie sie drollig-bemüht kindliche Tränen vergießt - wie bezeichnend für ihre Rolle, die von ihr mehr auszufüllen verlangte, als dass sie im Stande war darzustellen, wobei ihr das mäßige Skript und die unentschlossene Inszenierung offensichtlich ebenso wenig Raum zum Entfalten gaben. Ein verdienter Misserfolg.

 
4,5/10