Montag, 24. Januar 2011

INTIKAM [1976] Review


Heute bewerten wir einen Spielfilm aus der sonnigen Türkei, den gewaltvollen Action-Krimi "INTIKAM" (auf deutsch: Rache) aus dem Jahre 1976, der in seiner Originalfassung auf Video auch in Deutschland erhätlich ist. Die Laufzeit beträgt in der von uns gesichteten Fassung ca. 48 Minuten, ob Kürzungen vorgenommen wurden, konnten wir trotz intensiver Recherche nicht herausfinden. Es wirken als Darsteller mit: Behcet Nacar (bekannt aus zahlreichen ähnlichen Gewaltfilmen), Ihsan Gedik, Yasar Güclü, Tevfik Sen uvm.; Regie: Yavuz Figenli

Der Film besitzt einen streng jugendgefährdenten Charakter und kann zu sozial-ethischen Desorientierungen führen.


Zur Handlung: Unser Hauptprotagonist Behcet (Behcet Nacar) erinnert sich an seine Kindheit zurück. Jahrelang musste er zusammen mit vielen anderen Kindern für ein Verbrechersyndikat kriminelle Aufträge erfüllen, gehorchte er nicht, wurde er misshandelt und geschlagen. Bei seinem letzten Raubzug an einem Polizeikommissar (der ihn ebenfalls schlägt) griff er zu dessen Pistole und erschoss ihn, aus Notwehr könnte man sagen. Bereits nach nicht mal 2 Minuten Film wird dem jugendlichen Zuschauer suggeriert, dass man in einer Welt voller Gewalt nur noch mit Gewalt zurückschlagen kann.


Er versteckt die Waffe dann in seiner Unterkunft in der Räuberhöhle und wird daraufhin mit den Betreibern des Kinderhändlerrings konfrontiert, die ihn wegen zu geringer Ausbeute wieder mal zusammenschlagen. Sie schicken ihn zum Chef des Syndikates, wahrscheinlich mit der Absicht, ihn sexuell fügig zu machen (er hatte zuvor ein kleines Mädchen in seinem Büro). Auf eine explizite Darstellung wird ausnahmsweise verzichtet. Seine Schergen berichten ihm, dass der Junge zu wenig Raubgut mitgebracht hat, woraufhin sie die Unterkunft des Jungen durchsuchen, er aber noch geheimerweise seine gestohlene Pistole einstecken kann. Der Chef persönlich durchwühlt den Rucksack des Jungen, findet aber kein weiteres Geld, woraufhin er einen seiner Schläger zu sich ruft, den der Junge dann erschiesst. Der Boss muss ebenfalls dran glauben. Die Eintrittswunden sind deutlich zu erkennen, die Kamera verharrt für mehrere Sekunden auf die leblosen Körper der Gangster. Die heroisierte Darstellungsweise des Protagonisten, der seine Peiniger zur Strecke bringt, wird stark hervorgehoben und beeinflusst den Zuschauer maßgeblich. Zeuge dieser kaltblütigen Hinrichtungen wird ein weiteres kleines Mädchen. Behcet, unser Held, entschließt sich, sie nicht zu erschiessen. Stattdessen landet er im Jugendgefängnis.

20 Jahre später: Behcet ist noch immer im Gefängnis, inzwischen wird der Kinderhändlerring von einem neuen, noch skrupelloseren Boss geleitet. Plötzlich (?) befindet sich Behcet auf freiem Fuss, wahrscheinlich hat er seine Strafe abgesessen (Anm. d. Red.: Leider waren türkische Übersetzer zur Zeit des Reviews nicht erhältlich). Zu ihm stößt ein Schuhputzer-Junge, der ihm die Schuhe putzen will. Behcet geht darauf ein, die beiden fangen zu plaudern an und verstehen sich recht gut, Behcet bietet ihm sogar eine Zigarette an (das Zugänglichmachen von Tabakwaren an Minderjährige ist per Gesetz strengstens untersagt, wird aber in diesem Film unbedacht gewährleistet!). Aus einem Hinterhalt aber schießt jemand mit einem Gewehr auf die Zwei, trifft dabei den Jungen tödlich (das Eintreten der Kugel in den Rücken des Jungen wird gezeigt!). Behcet, noch leicht geschockt, sieht den Mörder flüchten und nimmt die Verfolgung auf, immer noch mit der Zigarette im Mund. Für den Zuschauer wird damit deutlich, dass das Erhalten einer rauchbaren Zigarette wichtiger ist als eventuelle Erste-Hilfe-Maßnahmen oder das Rufen der Polizei bzw. des Notrufs. Der Protagonist reagiert reaktionär auf unmittelbare Rachegefühle und lässt die eventuellen Opfer links liegen - eine schwere sozialethische Gefährdung ist hiermit gegeben!

Der Mörder flieht in einem VW-Bus, doch Behcet kann sich auf das Vehikel schwingen und erschlägt den Fahrer durch die plötzlich nicht mehr vorhandene Frontscheibe. Sein Beifahrer jedoch, der Mörder flieht und versteckt sich auf einem Bauernhof an der Autobahn. Behcet aber kann ihn an einem Güllewagen stellen und verprügelt ihn zunächst, fast bis zur Besinnungslosigkeit, viel Blut tritt aus dem Mund des Mörders aus. Behcet klammert dann seine Finger um den blutigen Mund des Mörders und zieht die Kiefer auseinander, verlangt Informationen darüber, wer ihn geschickt hat. Als er die Information bekommt, würgt er ihn und verpasst ihm mehrere harte Schläge mit der Faust auf die Schädeldecke, bringt ihn damit fast um.


Die rabiate, harte, lang ausgeweidete und kompromisslose Inszenierung dieser Szene verstärkt den gewaltverherrlichenden Charakter des Films noch mehr. Der Boss erfährt von seinen Schergen per Telefon, dass Behcet wieder auf freiem Fuss ist. Der beauftragt einen kleinen Jungen, Behcet auszuspionieren, wo er denn überall hingeht. Behcet jedenfalls schaut sich auf dem Festmarkt einen tanzenden Bären an, die Frau, die für den Bären Geld sammelt, muss wohl Schmiergeld/Drogen (?) an Gangster abliefern, was ein Polizist in der Menge sofort sieht und sie verhaften will. Behcet erkennt den Ernst der Lage und flüchtet mit der Frau vor der Polizei. Sie können entkommen. Als Dank für die Rettung bedankt sie sich bei ihm mit unehelichen Geschlechtsverkehr - hierbei sind auch die Brustwarzen der Frau deutlich zu sehen. Nur wenige Momente später stehen die Gangster vor der Tür und verlangen nach Behcet...Zur Verdeutlichung ihrer Forderungen schlagen sie die Frau sofort, woraufhin Behcet aus seiner Ecke kommt und wiederum die Gangster verprügelt - wieder wird das Thema der unmittelbaren Rache hervorgehoben, hier erheben nur noch die Fäuste das Wort. Sodann flüchten die Gangster. Als Vergeltungsakt hacken sie einem Jungen in der Höhle mit einem rostigen Beil den rechten Arm ab. Diese Handlungen werden ausführlich in Großaufnahme gezeigt und besitzen einen gewaltverherrlichenden Charakter!


Kurz darauf betritt Behcet die Höhle und verprügelt die Bande, in einem anderen Zimmer wird dem Jungen der blutige Stumpf mit einem heissen Schwert ausgebrannt. Der Täter kann mit einem Motorrad fliehen, Behcet verfolgt ihn mit seinem Auto, lässt das schwer verletzte Kind aber wieder mal zum Sterben zurück.


Den Täter schubst er einen Abhang runter, wo er mit seinem Motorrad sofort explodiert. Die verkohlte Leiche ist in Zeitlupe und Großaufnahme zu sehen. Danach trifft sich Behcet mit einer stadtbekannten Hure, die aber wohl auch für die Gangster arbeitet und ihn mit einer Harpune erschießen will. Aus Wut schlägt und würgt er sie, lässt sich aber auf ihre Entschuldigung (unehelicher Beischlaf) ohne Einwände ein - womit in dieser Szene Gewalt und Missbrauch an Frauen verharmlost wird. Offenbar hat sie ihm aber auch einen Tip gegeben, wer sie beauftragt hat und kurz darauf begibt er sich in eine Bar des Gangsters, wo er eine weitere Schlägerei anzettelt -- wieder mal wird Gewalt als einzige Antwort auf zwischenmenschliche Probleme vom Protagonisten verstanden.


Er trifft daraufhin das Mädchen von damals wieder, dass seinen Mord an den Gangsterboss beobachtet hatte. Sie ist inzwischen Bibliothekarin geworden. Er wirft ihr noch immer vor, dass sie damals gegen ihn ausgesagt hat, aber hegt auch noch immer Gefühle für sie (Anm. d. Red.: Deutung des Rezensenten, da deutsche Übersetzung des Films nicht gegeben). Sie verrät ihm jedenfalls, wo der neue Boss der Bande sich aufhält. Behcet sucht ihn auf, um ihn zur Rede zu stellen. Doch er wird niedergestreckt und an ein Auto gebunden. Eine lange Folterszene folgt, bei der er am Boden vom Auto langgeschliffen wird. Daraufhin binden sie ihn fest und werfen ihn in den Keller, seine Freundin von vorhin (die Bärentrainerin) befreit ihn aber. Als sie zu entkommen versuchen, bemerken sie einige Gangster und versuchen Behcet mit einem Auto zu überfahren. Er landet in einer Kiesgrube, wo er einen Spaten findet und schlägt damit unmittelbar auf die Autoscheibe ein, trifft dabei den Fahrer am Kopf, aus dem eine große klaffende blutige Wunde hervortritt. Halbtot quält sich der Fahrer aus dem Wagen, Behcet schlägt noch einige Male mehr mit dem Spaten zu, bis seine Freundin kommt und ihn aufhält, bevor er den Fahrer noch vollends ermorden kann. Sie appelliert an sein Gewissen, nicht soviele Menschen zu töten, er rechtfertigt sich aber damit, dass diese Gangster es nicht anders verdient hätten und ihnen dasselbe angetan hätten - ein weiterer Fall von Gewaltverherrlichung.


In der nächsten Szene forscht Behcet irgendwo nach und wird sofort von Gangstern attackiert, die er sofort verprügelt, doch er kann nur knapp entkommen und flüchtet in die Bibliothek seiner alten Freundin zurück. Offenbar macht sie sich lächerlich über sein Gangstergehabe und seinen skurillen Krimi-Geschichten, also zeigt er ihr wutentbrannt die verkommensten Viertel der Stadt, wo Glücksspiel, Prostitution, Müllverpestung und Drogenkonsum regiert, damit sie endlich zur Einsicht kommt, in was für einer präkären Lage ER sich befindet.

Szenenwechsel: Auf einer Wiese fröhnen ein paar Gangster zu den Klängen von "Kung Fu Fighting" dem Liebesspiel mit mehreren willigen Frauen. Als sie aber Behcet's alte Freundin vorbeigehen sehen, wollen sie sie gleich vergewaltigen. Umzingelt von den zahlenmäßig überlegenen Männern wird sie von eben diesen gedemütigt und ausgelacht, bis dann Behcet zur Rettung eilt und alle Männer verprügelt. Sie sieht daraufhin ein, dass etwas gegen die Kriminalität in ihrer Stadt getan werden muss und gibt ihm quasi einen Freischein zur Rache. Daraufhin trifft sie sich mit dem Boss und appelliert an sein Gewissen dem Treiben ein Ende zu setzen (woher kennt sie den eigentlich so gut, ist das ihr Vater?), der aber blockt ab und lässt sie rauseskortieren/fesseln. Behcet nimmt den kleinen Jungen, der ihn eigentlich ausspioniert, jetzt mit dem Auto irgendwo mit, der Junge verrät ihm nämlich, wo die Gangster seine alte Freundin hingebracht haben. Jedoch läuft er dort geradewegs in eine Falle, ist umzingelt von mehreren Gangstern, die seine Bärentrainerfreundin jetzt auch gefangen haben und ihren Kopf durch eine dicke Glasscheibe stoßen, Blut strömt heraus. Behcet schießt und prügelt sich danach blutig durch das Gelände, bringt jeden Gangster um und rettet seine Freundinnen, ausser der Bärentrainerin, die vom Obermotz erschossen wird. Behcet erschießt den Obermotz daraufhin und die alte Freundin/seine Tochter, trauert um dessen Tod. Doch zusammen mit dem Jungen laufen Behcet und seine alte Freundin dann dem Sonnenuntergang entgegen. Ende.


Die genannten Szenen zeigen es eindeutig: Dieser Film besitzt einen gewaltverherrlichenden Charakter und kann zu einer schweren sozialethischen Desorientierung bei Jugendlichen führen. Wir empfehlen daher, den Film ohne Umschweife zu indizieren, bevor er noch weiter in Umlauf kommt. Ein wahrhaft übles Machwerk, dass nur die niedersten Instinkte zu befriedigen versucht und kaum von filmhistorischen Wert ist.

Fazit: Wir raten ab.

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