Von unserer allerliebsten Schnodderschnauze Bernhard Schwartz sind in letzter Zeit ganze 3 DVD's im Casa de Unsichtbar eingetroffen: "Zwei Kerle aus Granit", "Casanova & Co." & "Reptile Man". Im Einzelnen wollen wir euch treuen Lesern diese Werke der Cineastik vorstellen:
"Zwei Kerle aus Granit" (1970):
Sobald man diese FSK-16-Disc von 2008 reinwirft, wird man von einem unbewegten Menü mit seinem Anwählpunkten Filmstart und Kapitelanwahl begrüßt. Wer hier schon an Best Entertainment denkt, kriegt diesen unheiligen Gedanken beim Start des Streifens mit einem auf 1,85:1-gezoomten ursprünglich 2,35:1-Bild in bester übergesättigte-VHS-Qualität quittiert.
Was uns aber an Inhalt geboten wird ist schon wieder eine ganz andere Sache: Charles Bronson und Chef Tony heuern sich als Mercenaries of Money durch die von Krisen durchschüttete Türkei anno Nach 1 Weltkrieg an. Dabei begegnen sie mehreren einflussreichen Generälen und Politikern, die manchmal sterben und manchmal nicht. Im Grunde wandern sie von Schlachtschauplatz zu Schlachtschauplatz, fast schon episodenhaft könnte man sagen. Leider verfällt dies schnell in teilnahmsloser Monotonie, er findet innerhalb seiner knapp 100 Minuten Spielzeit keinen konkreten Weg, kein konzentriertes Ziel. Sicher, die Beiden suchen nach irgendnem Schatz, es entstehen hin und wieder Intrigen mit Michèle Mercier. Aber so Leid es mir auch tut, der Film kann nicht durchgehend unterhalten. Die epischen Schlachtszenen sind auch für 1970 viel zu zahm, man sieht zwar, dass was passiert, aber nichts sticht wirklich heraus, die Gewalt des (Bürger-)Krieges wird einfach mal recht beiläufig unter den Teppich gekehrt. Da war "The Wild Bunch" doch weitaus freizügiger. Doch genug mit der Filmkritik, besprechen wir lieber die Darstellerleistungen: Bronson liefert keine Überraschungen (hat sogar wieder Michael Chevalier als dt. Stimme), aber spielt wie immer die coole Sau vom Dienst, darf sogar ein paar lustige (oder eher "smartere") Sprüche ablassen. Curtis macht im Grunde Danny Wilde geht nach Anatolien mit denselben Gesten (siehe "Heil, Schnittlauch") und listigen One-linern, und es bricht einem das Herz, dass er hier nicht von Rainer Brandt, sondern Harald Leipnitz gesprochen wird, der für's "Die Zwei"-verwöhnte Ohr mehr als ungewöhnlich klingt, fast schon, als wenn Niels Clausnitzer am Mikro stand. Mehr bleibt erstmal nicht zum Film zu sagen, man kann ihn sich einmal angucken, aber 10 € waren dann doch zuviel. Und ja, Aytekin Akkaya ist wohl doch im Film dabei, allerdings nur als Komparse im Hintergrund, wo man sich doch so gewünscht hat, dass dieses Darstellergenie mehr Raum kriegt! Meh...
"Casanova & Co" (1977)
Ach ja, noch ein Film von Fritz Antel, dem Meister des...naja, ich kenn nur noch "Zwei tolle Hechte - Wir sind die Größten" von ihm, doch ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Selbiges hier: Eine Sexkomödie mit Tony Curtis in einer Doppelrolle, dazu noch eine Gagsynchro von Meister Brandt persönlich. Was will man mehr? Nun, der Film an sich sollte noch einigermaßen gut sein, is aber nich. Die Handlung fließt noch mehr als in "Zwei Kerle aus Granit" einfach ohne festes Ziel vor sich hin, was bleibt ist eine Aneinanderreihung von Verwechslungssituationen und Erotikeinschüben ohne "besonderen" Schauwert. Schön zwar für Curtis, dass er so aus Berufswegen mehreren Frauen an die Brüste greifen darf, aber was bringt mir das? Das einzig Interessante bleibt dann nur noch die Synchro, die mal mehr mal weniger erfolgreich versucht, 70er Jahre-Alltagsjargon einzuarbeiten (siehe "Supermänner gegen Amazonen"). Und so mies der Film, so hochwertig die Sprecherbesetzung: Brandt und Joachim Kemmer teilen sich für Curtis' Doppelrolle auf, wobei Kemmer die glaubwürdigere und Brandt die eher niedlich-dööfe Hälfte in Sachen Performance abgibt. Aber auch andere Bekannte der Berliner Szene geben hier ihren Auftritt: Thomas Danneberg in mehreren Mini-Rollen, Arnold Marquis als notgeiler Padre, Lothar Blumhagen als fieses Aristokraten-Schwein usw. usf.
Große Frage: Macht die Synchro den Film besser: Ja, ganz offensichtlich, denn ohne sie hätte man einfach nur nen langweiligen Bilderschub mit einer Handvoll Naja-Stars, die sich um Halb-Affen machen. Man kann aber nicht sagen, dass die neuen Dialoge nun unbedingt lustig sind, aber mal so: hätte jemand noch nie ne Brandt-Synchro gehört, würd er sich bepissen vor Lachen, aber so... Na jut, um es kurz zu machen: Der Film ist bestenfalls vom Konzept her "interessant", die Darsteller geben nicht viel mehr her als nötig und der einzige Sinn, der hier wirklich genutzt werden kann, ist der Hörsinn, denn die Sprecher gehen enthusiastisch zur Sache, das kann man nicht bestreiten (Ich persönlich möchte Kemmer jetzt mal auf Curtis in "Insignificance" hören). Wer's sehen will, soll's tun, ich hab's ja auch nicht bereut, ein sehenswerter streifen ist es jedoch nicht. Zur DVD: Die kommt von MCP (unsere Helden...), hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber dafür im Gegensatz zur "Zwei Kerle..."-DVD auch Ton im Menü. Die Bildqualität ist VHS-Standard, liefert das O-Bildformat und dazu einen recht basshaltigen Sound (natürlich nur auf Deutsch) in Mono. Extras? Nun ja, da sind Bilder von anderen MCP-DVD's, auf die man klicken kann und eine Synopsis von dem jeweiligen Film erhält, aber das war's. Okay.
"Reptile Man" (1997)
Zur Abwechslung mal ein etwas aktuellerer Film. "Reptile Man" wurde erst 2005 hier in D-land auf DVD veröffentlicht und auch nicht weiter beachtet, ich bekam die Disc für knapp 50 Cent (plus Versandkosten) bestellt. Die Erwartungen meinerseits waren recht unschlüssig. Zum einen dachte ich, dies könnte ein lustiger Trash-Schmonzens mit einem abgehalfterten Tony Curtis und zum zweiten ein langweiliger Müllhaufen mit einem abgehalfterten Tony Curtis sein. Was es dann aber war, hatte ich überhaupt nicht erwartet: Ein recht eigenständiges Charakterporträt über einen Seriennebendarsteller, der unter der Fuchtel eines durchgeknallten Altstars (Tony Curtis, wie denn auch sonst) steht. Dieser "Tedpole" (so heißt der treue Gefährte von Reptile Man) muss Frau und Kind ernähren, muss dafür immer auf R. Man's Matte stehen, hofft aber insgeheim auf eine richtige Hauptrolle, fragt seinen Meister sogar, ob er ihm da weiterhelfen kann. Der jedoch will davon nichts hören und bläst ihm weiterhin mit schlechten Witzen und harschen Beleidigungen den Marsch. Tedpole, orientierungslos und voller Scham vor seiner Familie steht immer näher am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Doch auch Reptile Man hat Probleme: Er wird tagtäglich geplagt von Halluzinationen und Wahnvorstellungen, hat den Kontakt zu seiner Tochter und zur Realität verloren. Er ist nur noch ein alter Wirrkopf, der mit den modernen Zeiten nicht mehr klarkommt und Halt bei denen sucht, die ihr sich auch Untertan machen kann. Erinnern wir uns jetzt alle mal an Meerjungfraumann und Blaubarschbube von "Spongebob Schwammkopf". Dies hier ist eine realistische, fast todernste Version davon. Aber er vergisst auch nicht, eine gewisse lustige Kurve einzuschlagen, die sich in Curtis' Sprüchen und Handlungen äussert (er wird hier wieder inbrünstig von Rainer Brandt gesprochen, Daumen hoch für Galileo Media AG), doch dominiert die Traurigkeit der ganzen Situation in dieser Geschichte über Loyalität, Leugnen von Veränderungen und Angst. Wer also schon bei "The Dark Knight" eher die psychologische Ebene interessanter fand, wird hier nicht schlecht beraten sein. Ein kleiner, gut gemachter Independent-Film voller Herz und hervorragenden Darstellern. Wir sagen: vergessene Perle.
So, das war's heute erstmal mit Tony Curtis, wir wissen noch nicht, ob irgendwann mal was in nächster Zeit kommt, aber der Mann ist ja noch gut bei der Sache. Hut ab, Mr. Schwartz!
Ach ja und wer jetzt wissen will, wie der Mann heutzutage aussieht, hier ein Foto:
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