Montag, 4. November 2013

'DER TEUFELSGEIGER' (2013) Review



Ich hätte am frühen Morgen vom 03.11. noch nicht gedacht, dass ich tatsächlich am späten Abend noch den Weg in die wohl unansprechenste, 'inspired by Thomas Sabo'-Produktion im derzeitigen Kinoprogramm schaffen werde. Und dennoch überschlugen sich die Ereignisse wie verrückt und ohne es recht fassen zu können, war ich plötzlich gefangen im 2 (gefühlt 4) Stunden langen Terror einer David Garrett & Veronica Ferres-Produktion, unter der Regie eines Bernard Rose am Ende seiner Geistesgesundheit.

Ich kann danach nun mit vollem Herzen verkünden: DER TEUFELSGEIGER ist mit Abstand der fürchterlichste Film, den ich dieses Jahr im Kino sichten durfte. Ein protziger Kostümfilm, der mit seinem zweckmäßigen Prunk die ihm innewohnende Amateurhaftigkeit nur schwer verbergen kann. Es gibt nämlich nicht nur einen (dreist-einfallslos bei FAUST klauenden) plattgeriebenen, stinklangweiligen 'Spannungsbogen', sondern auch noch abstoßende Greenscreen-Effekte, karikaturenhafte und dennoch unfassbar farblose Charaktere, eine technisch misslungene und in ihrer Darbietung unendlich-lustlose Synchronisation, ungeschickte Schnitt- und Kameramuster inkl. Achsensprüngen ad absurdum UND zuguterletzt DAVID GARRETT in der Hauptrolle.

Dieser unfassbar träge, einschläfernde, talentfreie Kotzbrocken ist der größte Feind der Mimik und Intonation, den man sich kaum vorstellen kann. Seine Darstellung des Paganinis ist so blass, monoton, frustrierend und kaum nachvollziehbar, dass einem wohl kaum seine einzige eingreifende Handlung, die belanglose Romanze zur Tochter des Londoner Symphonie-Heinis Watson, interessiert - und erst recht nicht seine unsterbliche Sehnsucht nach ihr auf dem Totenbett, die in ihrer schwülstigen, unverdienten Melodramatik nicht mal Zuschauer im dritten Reich hätte begeistern können. Er ist einzig und allein nur dazu gut, seine Geigenkünste pornografisch abzufeiern und der Zuschauer muss sich dabei durch ein ca. einstündiges Konzert (der ernüchternde 'Klimax' des Films) seiner Virtuosität durchquälen.

Aber nicht nur der Hauptprotagonist ist die letzte, seditative Flasche. Sein Manager Urbani (Jared Harris) bleibt als hyper-unsubtiler Mephisto eine planlose und nutzlos-intrigante Spinatwachtel auf hohem Niveau mit eingewichstem Ziegenbart, der Londoner Chaot John Watson ein dusseliger und bemühter Einfaltspinsel mit Veronica Ferres als unbeteiligt-ausdrucksloses Anhängsel. Sowieso werden beinahe alle Frauencharaktere darauf beschränkt - wenn sie nicht gerade auf Puritaner-Mission gehen - feucht zu werden, sobald Paganini die Geige vergewaltigt, eine Rockstar-Allegorie, wie sie schon in AMADEUS und der ihn parodierenden Simpsons-Episode zu genüge dargestellt wurde.

Sowieso erzählt der Film einfach nichts Neues oder Erhellendes, hängt sich an altbackenen Klischees von Eurohochburgen wie Italien, London (insbesondere Whitechapel) und der damaligen, monarchisch-elitären Musikszene auf, liefert keinerlei Denkanstöße zu irgendwas und sucht nicht einen Moment lang die Kommunikation mit dem Zuschauer - brummt ihm stattdessen eine forcierte und höchst unglaubwürdige, biedere Romanze auf, die zudem nicht mal ein Quäntchen vom wahrscheinlich durchaus vielschichtigen Paganini aufzeigt, sondern diesen zu einem austauschbaren Schönling mustert, der zufällig auch gut Geige spielen kann, wenn er nicht gerade wieder besoffen, betäubt oder faul wie Sau im Bett herumlungert. Natürlich ist das Hauptthema des Films die Verführung - jene durch den Teufel höchstpersönlich, der Paganini's & Watson's Leben viel verspricht und auch wieder zerstören kann (gähn), sowie jene durch Paganini selbst, wobei ich nicht wirklich weiß, was er ausser seinem Fame Interessantes zu bieten hat.

So bleibt auch der gesamte Film oberflächlich, uneindringlich und aufgeplustert-einschläfernd, frei von jeder Verführungskunst - eine Fördermittelverschwendung erster Güte, mit einem Heer an unausstehlichen Wichsern am Hebel, die man schlichtweg nur hassen kann - ohne Gnade! Den einen Punkt gibt's aber noch aus Solidarität für die armen, hübschen Damen, die sich für diesen Honkstreifen entblättern mussten - mein Beileid.

1/10

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